Hohe Zeckenaktivität im Herbst mit Infektionsrisiko - Was bedeutet das für uns Heilpraktiker?

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30.10.2024

Mikrobiologen haben Anfang Oktober 2024 im Münchener Nymphenburger Schlosspark Zecken gefunden, die trotz kühler werdenden Temperaturen aktiv sind und ein deutliches Infektionsrisiko bilden. Grund dafür sind steigende Temperaturen. Vor allem in Städten bleibt es im Herbst länger warm als in ländlichen Regionen. Die Abwärme der Häuser unterstützt die Restwärme, die hier noch vom Sommer gespeichert ist. Bisher galt, dass das Infektionsrisiko im Herbst mit kühleren Temperaturen fällt. Nun sind wir mit einem dauerhaften Infektionsrisiko konfrontiert. Die Ergebnisse der Münchener Studie lassen sich auf andere Städte übertragen.

Deshalb gilt auch in der kühleren Jahreszeit, dass der Schutz vor Zeckenstichen wichtig ist, zum Beispiel durch passende Kleidung und festes Schuhwerk. Nach einem Spaziergang unbedingt den Körper nach Zecken absuchen, bei Mensch und Hund! Die häufigsten Krankheiten, die Zecken laut Angaben des RKI übertragen, sind FSME (Frühsommer Meningoenzephalitis) und Lyme-Borreliose. Heilpraktiker dürfen diese Infektionskrankheiten laut Infektionsschutzgesetz nicht behandeln, können ihre Patienten aber über Risiken aufklären und Empfehlungen für schützendes Verhalten aussprechen.

Zudem dürfen sie in Abstimmung mit dem RKI (Robert-Koch-Institut) Zecken entfernen, wenn ein Patient mit entsprechendem Befall in die Praxis kommt. Denn eine juristische und medizinische Prüfung ergab, dass nicht jede Zecke infiziert und somit Überträger einer Krankheit sein muss. Bestehen keine Symptome, gibt es auch keinen konkreten Verdacht auf eine Infektion. Das schnelle Entfernen einer Zecke verringert sogar das Infektionsrisiko, falls die Zecke infiziert war. Der Patient würde dann nur unnötig Zeit verlieren, bis er beim Arzt eintrifft. Denn gerade bei der Lyme-Borreliose steigt das Erkrankungsrisiko mit der Verweilzeit der Zecke am Körper. Je länger der Saugakt, desto größer das Infektionsrisiko.

FSME-Infektionen können anfangs symptomlos verlaufen oder die Patienten zeigen grippeähnliche Symptome. Es kann aber auch hohes Fieber auftreten, starke Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Lähmungen. Die Patienten mit starken Schmerzen oder neurologischen Symptomen gehen sicherlich eher zum Arzt oder gar in die Notfallaufnahme im Krankenhaus und suchen nicht ihren Heilpraktiker auf. Eine Therapie ist nur symptomatisch möglich, allerdings wird präventiv eine Impfung empfohlen.

Bei der Lyme- Borreliose können anfangs ebenfalls Symptome fehlen oder unauffällig sein. Eventuell zeigt sich die Wanderröte, ein ringförmiges Hauterythem an der Einstichstelle, das sich ausbreitet. Zusätzlich sind grippeähnliche Symptome möglich. Fieber, Lymphknotenschwellungen, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen kommen vor. Eine frühzeitige Antibiotika-Therapie verhindert einen schweren bzw. längeren Krankheitsverlauf.

Bei beiden Erkrankungen ist eine ärztliche Versorgung bzw. Therapie nötig. Zusätzlich zum Behandlungsverbot für Heilpraktiker gibt es für die FSME eine Meldepflicht an die Gesundheitsämter. Bei der Borreliose gibt es nur in einigen Bundesländern Mitteilungspflichten.